Verstehen Sie Körpersprache? Oder: Wie die Haltung die Hormone beeinflusst

Verstehen Sie Körpersprache? Oder: Wie die Haltung die Hormone beeinflusst

Sozialwissenschaftler sprechen von „Körpersprache“ und es ist seit langem bekannt, dass es sich lohnt, diese Sprache zu lernen, um sie (=sich selbst!) zu verstehen.

Denn wir werden von unseren nonverbalen Aktionen mehr beeinflusst, als wir glauben.

Beobachten Sie die Menschen, die Ihnen auf der Straße begegnen. Schultern nach vorne gezogen, Blick zu Boden gerichtet (auch ohne Blick auf das Mobiltelefon), kleine Schritte: demjenigen geht es gerade nicht besonders gut, denken Sie. Im Gegensatz zur Person da hinten, die mit großen Schritten erhobenen Hauptes auf Sie zu kommt. Unsere Haltung, die unsere Stimmungen und Verfassungen so direkt und für alle sichtbar zeigt, hat großen Einfluss darauf, wie wir von anderen wahrgenommen werden.

Das Spiel der Hormone: Testosteron – Cortisol

Die amerikanische Sozialwissenschaftlerin Amy Cuddy stellte sich die Frage, ob unterschiedliche Körperhaltungen messbare Auswirkungen auf den Körper haben.

In Testreihen wurde der Hormonspiegel gemessen. Interessant dafür sind die Hormone Testosteron und Cortisol.

Testosteron kommt bei Mann und Frau vor und ist verantwortlich für die Entwicklung der Geschlechtsorgane, für Bart- und Körperhaar. Testosteron hat muskelaufbauende Wirkung und verstärkt die Knorpel- und Knochenneubildung. Es steht für Antrieb, Ausdauer und Lebenslust, für Aggression. Es wird auch als Dominanz-Hormon bezeichnet.

Cortisol ist ein lebensnotwendiges Hormon, das eine wichtige Rolle im Stoffwechsel spielt. Es beeinflusst den Kohlenhydrathaushalt, den Fettstoffwechsel und den Proteinumsatz. Es wirkt dämpfend auf das Immunsystem. Cortisol wird als Stress-Hormon bezeichnet: bei Stress, Depression und Burn-out steigt der Cortisol-Spiegel.

Die Versuchsanordnung war einfach: StudentInnen vor einem Bewerbungsgespräch saßen nur 2 Minuten zusammengefallen da, Knie übergeschlagen, Kopf nach unten, Oberkörper vorgebeugt wie beim letzten Lesen von Unterlagen. Die andere Gruppe saß aufrecht, zurückgelehnt, Arme offen, Beine breit am Boden. In nur 2 Minuten veränderte sich der Hormonspiegel der Probanden signifikant: Bei der 1. Gruppe, die sich körperlich in eine Situation der Schwäche begab, sank der Testosteron-Spiegel (Dominanz-Hormon) um 10 %, der Cortisol-Spiegel (Stress-Hormon) stieg um 15 % an. Die „starke“ Gruppe konnte ihren Testosteron-Spiegel um 20 % steigern, während der Cortisol-Spiegel um 25 % sank – in nur 2 Minuten!

Was das für den Körper bedeutet, ergibt sich aus der Funktion der Hormone: Muskelaufbau und Knorpel- und Knochenneubildung werden angeregt, die Lebensfreude steigt. Der Stoffwechsel wird angeregt, Schmerzen werden weniger stark wahrgenommen.

Wie genau sich der Hormonspiegel bei Tai Chi und Qi Gong verändert, darüber gibt es keine Messungen. Die Werte des Tests von Amy Cuddy sind jedoch ein Anhaltspunkt. Allein der besondere Stand bei Tai Chi und Qi Gong wirkt heilsam auf den Körper. Dazu kommt die verbesserte Atemleistung, die Sauerstoff in die Lungen bringt und Schadstoffe abtransportiert. Der Blutdruck reguliert sich, der Körper entspannt sich.

2 Minuten machen den Unterschied: eine kurze Einheit Qi Gong am Morgen, einige Figuren Tai Chi, die zur morgendlichen Routine werden, stimmen den Körper ein – auf einen schönen Tag in Harmonie und Gesundheit.

Wenn wir dann noch Licht und ein Lächeln in die Organe atmen, wird es mit Sicherheit ein guter Tag.

In diesem Sinne: Bis bald bei Tai Chi und Qi Gong – lasst es fließen!